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Wer an Nietzsche und Lagarde nicht immer wieder stirbt, um an ihnen auch immer wieder aufzuerstehen, dem sind sie nie geboren worden. Was wäre Lagarde mit all seinen Forderungen, seiner Strenge und Höhe, wenn nicht eine so große Natur und eine so tiefe, fast unvergleichliche Bildung in jedem Verstande sein Besitz, sein Erwerb gewesen wäre.

Am nächsten Tag fiel mein philosophischer Unterricht aus: wir stritten uns über Nietzsche, und zum erstenmal seit unserer Bekanntschaft verteidigte Glyzcinski seine Ansichten mit offenbarer Heftigkeit. »Wie im Anarchismus die große Gefahr für die Verbreitung des Sozialismus in der Arbeiterklasse zu suchen istsagte er, »so kann die Ausbreitung der Ideen Nietzsches die Wirksamkeit der Ethischen Bewegung in den oberen Klassen völlig untergraben.

»Ich bet' ihn an. Ich habe einen Gott gesucht und ihn in Nietzsche gefunden.« »Hast Du? Wenn ich nur wüßte, der wievielte Du bist, von dem ich das höre.« »Und wenn ich der zweite oder tausendste bin seine Jünger sind wir alle. Das ist euch unheimlich, ihr Alten; das treibt euch alle Haare, die ihr noch habt, zu Berge

Was macht denn den großen Stil, wenn nicht der Mensch von überragendem Rang, der geborene Führer und Schöpfer? Und wo Nietzsche das nicht war und er vergaß manchmal seinen Rang und führte weder noch schuf da taugte auch sein Stil nichts, da war er auch nur ein Manierist seiner selbst. Nietzsche, die große Antithese seiner Zeit. Beim Vorlesen einiger Nietzschescher Aphorismen: Geistige Austern.

Nicht umsonst war der Philister einem Nietzsche so interessant: hier zeigt sich in der Tat am besten das einfache Verhältnis bewußter und unterbewußter Seelenfunktionen. Am dauerhaftesten geistig ist der Mensch, bei dem am wenigsten beide Systeme einander zu beeinflussen vermögen.

Die Trauerglocken, die in Weimar klangen, Klagten: Nietzsche ist heimgegangen. Ein kühner Flieger, Freund von allen Winden, Ein freier Vogel über höchste Wipfel, Ein Segler über Meere, über Gipfel, Nichts kann ihm seine stolzen Flügel binden. Da fährt ein Blitz dem Starken ins Gefieder Und stürzt ihn nieder.

Aber was haben die Larven mit den Wesen zu tun? Ohne die Hingabe und den untrüglichen Enthusiasmus des modernen Juden wäre es um das Kunstverstehen und -empfangen der letzten fünfzig Jahre kümmerlich bestellt gewesen. Das hat schon Nietzsche immer wieder betont, dem die Antisemiterei, wie er es nennt, Greuel und Schrecknis war, mehr noch, Beleidigung.

Es ist vielleicht kein Zufall, daß ich diese Zeilen über Smetana gerade in einer Zeit schreibe, da in der deutschen Literatur aus verschiedenen Quellen, einander unbewußt, eine neue Bewegung entstehen will, die ich am besten vielleicht negativ, als Abkehr von der Dekadenz bezeichnen möchte. Ihr Positives ist schwerer zu fassen: einige Dichter, die einander vielleicht nicht einmal kennen, haben entdeckt, daß das phosphoreszierend Lasterhafte und Faulende nicht das einzige interessante Thema der Kunst ist, wie man in den letzten zehn Jahren etwa geglaubt hat. Den Optimismus nämlich hat man in diesen letzten Jahren fast ausschließlich schlechten Stilisten und ›Heimatkünstlern‹ wie Bartsch, Stilgebauer, Frenssen überlassen oder denen, die extreme Nietzsche- und Amerika-Weltreise-Stimmung wie J.

Mauthner tut Nietzsche Unrecht, auch da, wo er gegen ihn Recht hat. Ein Menschenleben gräbt sich sein Strombett und damit muß man zufrieden sein. Nietzsche ist gewiß nicht aus Eitelkeit den Weg zur Sprachkritik nicht weiter gegangen. Mauthner unterschätzt das Dynamische im Genie.

Es wird mir immer gewisser, daß Nietzsche überall da versagt, wo er sich bewußt oder unbewußt der Eitelkeit seines Geistes hingegeben hat. Hätte er diesen polnisch-romanischen Zug nicht gehabt, er stände oft noch viel größer da. Es gibt keinen schlimmeren Fluch für einen Denker, als sich seinem Volk gegenüber als Schriftsteller verpflichtet zu fühlen.