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Warmer, dicker Gestank. Die Metzgerküche ist nur eine kleine Nebenabteilung vom immer vollen >Tanzsaal<, der fünfmal mehr Strohsäcke faßt als die Metzgerküche. >Und wieviel »Tanzsäle« gibt es in Europa? Wie viele, in denen erste Hilfe gewährt wird? Und wie viele, in denen solche liegen, die in Schmerzen auf die Heilung warten? Wie viele Schmerzenslager gibt es knapp hinter der Front?

Ein vierter, neuer Horizontalventilator kreiste zusammen mit den drei alten über den zweiunddreißig Leichen. Die Kriegskrüppel >Die Metzgerküche< ist ein sehr großer Raum, doppelt so lang wie breit, und so niedrig, daß der Stabsarzt, im langen, von frischem und altem Menschenblute steif gewordenen Operationsmantel, die Handfläche an die Decke legen kann.

Warum? Wann wird man darüber nachzudenken beginnen? . . . Donnern stille und langgestreckt liegende Menschen zu mir in die Metzgerküche herein.<

Und drei Minuten später steht wieder der dicke, warme Gestank von faulenden, brandigen Wunden, Eiter, altem Blute, Todesschweiß, Schmerzausdünstung, Karbol und Lysol in der Metzgerküche, so daß ein gesunder, kräftiger Mensch, der, an frische Luft gewöhnt, hereintritt, eine Minute später Farben vor seinen Augen kreisen sieht und den Boden unter seinen Füßen schwanken fühlt.

Ein Lächeln wächst in der Metzgerküche, wächst im Gesicht des ersten Bahrenträgers: »Nicht so besetzt, Herr Stabsarzt. Von Kranken besetzt. Es liegen zehn Kranke im Klosett . . . Überall. Ganz überfülltWelcher Mensch weiß, woher das Lachen kommt?

Den Gekreuzigten in der Metzgerküche ist es ganz gleichgültig, ob sie knapp hinter der Front, oder in der Heimatstadt, oder gefangen in Feindesland, oder in einem indischen Urwald sich winden, »Uu« schreien, »O«, die Zunge bläken, fein wie neugeborene Katzen wimmern. Und wer den Krieg gewinnt, das ist ihnen so gleichgiltig wie der Schneefall von vorgestern.

Mein Bein allein ist die Wahrheit.< »Die Wahrheit«, sagte er laut und deutlich in die Metzgerküche hinein. Und schließt die Augen. Fünf Minuten später wird er tot hinausgetragen. Frisches Stroh. Frische Leintücher. Kein Strohhalm im Mittelgang. Ordnung. Eine Fußsohle ragt über den Rand des Gliederkübels heraus.

Jeden Tag werden vier bis sechs Tote hinausgetragen. Frisches Stroh, frische Leintücher. Frische Verwundete. Kein Halm auf den Zwischengängen. Ordnung. Der Gliederkübel in der Ecke füllt sich. Und leert sich pünktlich um sechs Uhr abends. Die Strohsäcke liegen genau ausgerichtet in linealgeraden Reihen. Der Stabsarzt sägt. In die Metzgerküche kommt keine Zeitung. Hier wird gelitten.

In der Metzgerküche, knapp hinter der Front, wird die erste Hilfe gewährt. Schnell. Keine Sekunde Zeitverlust. Hier wird amputiert. In die Metzgerküche werden, direkt vom Schlachtfeld weg, die Amputationsbedürftigen geschleppt, wahllos: Offiziere und Soldaten. Eine Viertelstunde Zeitverlust kann den Tod bedeuten.

Das Leben der Glücklichsten besteht abwechselnd darin, daß sie aus der Ohnmacht erwachen und wieder ohnmächtig werden. Dazu trägt der dicke Gestank bei. Es ist nicht sehr hell in der Metzgerküche. Der Stabsarzt muß nach ein bis zwei Amputationen, muß nach jeder halben Stunde hinaus in die Luft, damit ihm während der nächsten Amputation die Säge, das Messer nicht aus der Hand fällt.