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Der Meisterdieb begab sich jetzt zu einem Krämer und kaufte sich zwei Flaschen Branntwein, aber in die eine goß er einen Schlaftrunk; dann bestellte er sich elf Knechte, die mußten sich in der Nacht hinter die Scheune des Amtmanns verstecken.

Als aber der Meisterdieb kam und seine Tochter haben wollte, schwatzte er ihm wieder süß vor und sagte: »Du musst erst eine Probe ablegen, die noch besser ist, damit ich recht erfahre, wozu Du taugst. Ich habe zwölf Pferde in meinem Stall stehen, auf die will ich zwölf Knechte setzen, einen auf jedes.

Bist Du nun im Stande, ihnen die Pferde unter dem Hosenleder wegzustehlen, so will ich sehen, Was ich für Dich thun kann.« »Das ließe sich schon machensagte der Meisterdieb: »Bekomme ich dann aber auch ganz gewiß Deine Tochter?« »Ja, kannst Du das, so will ich mein Bestes thunsagte der Amtmann.

Am Tage kam der Meisterdieb wieder und verlangte die Tochter des Amtmanns, wie dieser ihm versprochen hatte, und da durfte nun der Amtmann nicht anders, sondern gab sie ihm und noch viel Geld dazu; denn er fürchtete, der Meisterdieb möchte ihm zuletzt noch die Augen aus dem Kopf stehlen, und daß er gar zu sehr ins Gerede käme.

Als der Amtmann am Morgen herauskam und nach seinen Knechten sehen wollte, wachten diese eben auf und fingen an, mit den Spornen in die Balken zu hauen, daß die Splitter davon flogen, und einige von den Knechten fielen herunter, andre blieben hangen, und die andern saßen da wie Narren. »Ja, ich kann's mir schon denken, Wer hier gewesen istsagte der Amtmann: »Ihr seid aber doch ganz elende Kerls, daß Ihr hier sitzt und Euch den Meisterdieb die Pferde unterm Hosenleder wegstehlen lasstund damit bekamen sie ihre gehörige Schmiere.

Nun wohnte dicht neben seinem Vater der Amtmann, der hatte ein großes, herrliches Schloß und so viel Geld, daß er's nicht zählen konnte, und dann hatte er auch eine Tochter, die war von außerordentlicher Schönheit; die wollte nun der Meisterdieb gern haben und sagte zu seinem Vater, er solle zum Amtmann gehen und seine Tochter für ihn begehren. »Wenn er Dich fragen sollte, was für ein Handwerk ich treibe, so kannst Du nur sagen, ich sei Meisterdiebsagte er. »Ich glaube, Du bist toll und verrücktsagte der Mann: »denn klug kannst Du unmöglich sein, wenn Du solche Narrheit im Kopf hastJa, er solle und müsse zum Amtmann gehen und ihn um seine Tochter bitten, es wäre kein andrer Rath, sagte der Bursch. »Das thu' ich wahrhaftig nichtsagte der Vater: »Wie kann ich wohl zum Amtmann gehen, der so reich ist und so viel Geld hat, und für Dich um seine Tochter bitten? das geht mein Lebtag nicht anEs half aber nichts, er sollte und mußte hin, und wenn er nicht mit Gutem wollte, so sollte er mit Gewalt, sagte der Meisterdieb.

Darauf warf der Meisterdieb seine Lumpen ab und nahm den einen Kerl nach dem andern und setzte sie vorquer auf die Balken, rief dann seine elf Leute und fort jagte er mit allen zwölf Pferden.

Am Montag kam der Meisterdieb wieder in der Gestalt eines Engels, und der Pfarrer fiel auf die Knie und betete und dankte ihm, bevor er in den Sack gesteckt wurde, und als er hinein war, nahm der Meisterdieb den Sack und schleppte ihn an der Erde mit sich fort über Stock und über Stein. »Au! auschrie der Pfarrer im Sack: »wo bin ich?« »Du bist auf dem engen Wege, der in das Himmelreich führtsagte der Meisterdieb und schleppte den Sack immer weiter, so daß dem Pfarrer die Rippen im Leibe krachten; zuletzt warf er ihn in den Gänsestall des Amtmanns.

Es ging aber so langsam und so traurig, daß er fast nicht vom Fleck kam; er dusselte und dusselte; dann stand das Fuhrwerk ganz still; dann ging es wieder ein wenig, aber so traurig, daß der Amtmann nimmer darauf verfallen konnte, daß das der Meisterdieb sein könne; er ritt daher grade auf ihn zu und fragte ihn, ob er nicht Jemanden dort im Walde hätte herumschleichen sehen.

Da erzählte ihm der Mann, daß er drei Söhne hätte, welche eines Tages fortgereis't wären, und er hätte ihnen erlaubt, zu reisen, wohin sie wollten, und zu lernen, wozu sie Lust hätten; »und nun ist der jüngste zurückgekommen und will mit aller Gewalt, ich soll zu Dir gehen und Deine Tochter für ihn begehren und sollte sagen, er wäre Meisterdiebsagte der Mann und weinte und lamentirte ganz jämmerlich. »Gieb Dich nur zufriedensagte der Amtmann und lachte: »und grüße Deinen Sohn nur von mir und sage ihm, er müßte erst Proben von seiner Geschicklichkeit ablegen; wenn er daher am Sonntag den Braten vom Spieß in meiner Küche stehlen könnte, während alle meine Leute darauf Acht hätten, so sollte er meine Tochter bekommenMit diesem Bescheid kam der Vater zu seinem Sohn zurück; der aber meinte, das solle ihm ein Leichtes sein.