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Dann schrieb er emsig ein neues und setzte Lulus Namen hinein. Er warf den andern drei Kindern Vermächtnisse aus, die Lulu auszuzahlen hatte, wodurch sie Lulu zwar näherkamen, aber sie doch nicht erreichten. Als er das getan hatte, ging er mit einem glänzenden Angesichte in den Garten, als hätte er einen Schabernack verübt und freue sich auf dessen Bekanntwerden.

Nach den kurzen Augenblicken auflodernden Trotzes bemächtigte sich ihrer eine um so tiefere Niedergeschlagenheit. Auf die Dauer konnte der Mutter Lulus verändertes Wesen nicht entgehen, die Ursache ihrer wechselnden Stimmung, ihres wechselnden Wohlbefindens nicht verborgen bleiben. Sie hatte schon Verdacht, als sie sich noch immer schweigend, beobachtend verhielt.

Diese und zwei oder drei andere hatte sie aus der Pension mit nach Hause gebracht und seitdem nur noch Ludolf Waldmanns gerade populär gewordenes Lied "Fischerin, Du kleine" hinzugelernt, Paulas Leiblied, zu dem sie jedesmal zu Lulus Aerger den Text mit ihrer hellen, blechernen Kinderstimme heruntersang, eine Liebhaberei, die sie mit Anna, dem Dienstmädchen, teilte.

Mimi prüfte oft in Gedanken, wie sich das ausnähme; es schien ihr nicht übel zu klingen. Inzwischen hatten Lulu Behn und Beuthien aus der Annäherung auf dem Ottensener Tanzboden Veranlassung zu wachsender Vertraulichkeit genommen. Lulus Angst, ihr Abenteuer möchte durch irgend einen Zufall ihrer Familie verraten werden, wurde bald eingeschläfert.

Nicht nur trugen Alfred und Julius, die in dem kaiserlichen Heere dienten, weiße Mäntel, sondern auch der kleinere Alfred und der kleinere Julius, die Buben Lulus, hatten im Winter, wenn sie im Schlitten über die Ebene gefahren wurden, weiße Mäntel an, die aus jenem weißen Mantel entstanden waren, den der Vater angehabt hatte, als er auf seinem Zuge begriffen war, das alte, eiserne Gitter zu suchen.

Schon zweimal hätte Lulu eine anständige Partie machen können, aber beide Freier waren kleine Handwerker, Anfänger, und der alte Behn wollte für seine Lulu einen "Herrn". Glücklich war er, wenn ihm das Mädchen vorspielte. Das Blumenlied von Gustav Lange, der Kußwalzer von Strauß und die Ouverture zum "Kalifen von Bagdad" waren seine Lieblinge und Lulus Parforcestücke.

Die Mutter schüttelte sie heftig am Arm. "Wull Du reden. Wo heet de Keerl?" Wo war Lulus Trotz? Wie ein Kind mußte sie sich schelten lassen? Es war, als ob das Uebergewicht, das die sonst so schwache Frau plötzlich über die Tochter erlangt hatte, allem lange aufspeicherten Groll der Mutter die Riegel öffnete. Sie bebte vor Zorn. "Wo heet de Keerl?" rief sie immer heftiger. "Ik will dat weten."

Eine dumpfe Teilnahme machte sich unter den Zuschauern bemerkbar. Man besprach halblaut den traurigen Fall. Unkundige wurden mit wichtiger Miene belehrt und blieben gleichfalls stehen. Ein geheimnisvoller Bann ging von Lulus hohem, blumenüberhäuftem Sarg aus, der Zauber des Gräßlichen, der Reiz des Unglücks umstrickte die Seelen.

"Se ward ja ok ümmer öller und verstänniger", meinte sie. Beuthien hatte Lulu eines Nachmittags in einer neuangelegten, noch häuserlosen Straße in seine Droschke aufgenommen. Es war ein verabredetes Rendezvous, und da Lulus Börse gerade gut gefüllt war, wollte man längere Zeit zusammen bleiben.

Es blieb nichts übrig, als sich vorläufig in den Verlust zu fügen. Nun musste man schon mit der Pferdebahn vorlieb nehmen. Aber, es fiel Hermann jetzt erst ein, er hatte ja auch dafür keinem Pfennig. "Haben Sie Geld bei sich, Fräulein?" fragte er zögernd. Sie errötete heftig. "Zwanzig Pfennige", lachte sie verlegen. Einen Augenblick war man ratlos, bis Mimi zaudernd Lulus Namen nannte.