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Das ist alles. Drum sei guten Muts! Vergiß nicht, daß du da, wo du lebst, ganz dasselbe hast, was du im Gebirge oder an der See oder sonstwo, wohin du dich sehnst, haben würdest. Dem Hirten, sagt Plato, der so bei seiner Hürde auf dem Berge weidet, ist´s nicht anders zumute, wie dem, den eine Stadtmauer umgibt. Wozu das Herrschende in mir? Und was mache ich jetzt selbst aus ihm?

Diese Regel halte fest, sooft du dir einbildest, daß dir ein Schaden geschieht. Ist´s keiner für die Gemeinschaft, der du angehörst, dann auch keiner für dich. Und wenn´s für jene keiner ist kannst du dem Menschen zürnen, der nichts getan hat, was dem Ganzen schadet? Denke recht oft daran, wie alles, was ist und was geschieht, so schnell wieder hinweggeführt wird und entschlüpft.

Er weiß nicht, was er reden soll, hofft, Mutter Theres werde entscheiden, doch diese ist zu gewaltig erschüttert von der Rede des Korbhannes und dem Edelmuth der beiden Mädlen, es entsteht eine lange, peinliche Pause, bis sich endlich gar die bereits 81jahrige Ursula erhebt und redet: "Wie der Korbhannes vorhin gesagt hat, so muß ich auch sagen: ich habe den Benedict da von seiner Kindheit bis jetzt mütterlich geliebt und er allein ist´s, der mich, eine 80jährige Großmutter, noch einmal aus der stillen Stube in den Hirzen brachte und mir vor meinem Tode den Vorgeschmack ewiger Seligkeit kosten läßt; aber ich bin der Meinung, er sei noch lange nicht aus allen Gefahren! ... Ich will mit diesen Worten den Ernst seiner Besserung nicht bezweifeln, allein er ist noch zu jung und unerfahren, um sich an fremden Orten unter fremden Leuten stets auf dem ebenen Wege halten zu können.

"Eine ewige Schande ist´s für euch, Buben, euch von dem ungerathenen Max, der unserm Herrgott und dem eigenen Vater, dem herzensguten Fidele nur Schande macht, in der Art verhetzen zu lassen! Gehst du nicht, so stehe ich wahrhaftig auf, wecke den Fidele und wir alte Kracher bringen gewiß Maien!" fährt der Jacob auf, wirft die Schlafkappe weg und richtet sich aufgebracht im Bette empor.

Bedenkt man freilich, daß kein noch so bedeutender Lehrer, ja daß kein Gott es auch nur einen Tag lang von uns erreichen würde, gleich zu sagen, was wir denken, so wie wir den Gedanken nur gefaßt, so ist´s auch wiederum natürlich, daß wir eine weit größere Scheu vor dem haben, was andere von uns denken, als vor unserer eigenen Meinung.

Hat sich jemand an dir vergangen: an sich selbst hat er sich vergangen. Ist dir etwas Trauriges widerfahren: es war dir von Anfang an bestimmt; was geschieht, ist alles Fügung. Und im Ganzen: das Leben ist kurz. Die Gegenwart ist´s, die wir nutzen sollen, durch rechtschaffenes und überlegtes Handeln, und wenn wir ausruhen wollen, durch ein besonnenes Ausruhen.

Merkst du endlich, daß etwas Besseres und Göttlicheres in dir ist, als das, was die Leidenschaften hervorruft und was dich bald hierin, bald dorthin zieht, gleich einer Puppe? Was waltet jetzt in meinem Denken? Ist´s Furcht, Argwohn oder Begierde oder etwas anderes? Fürs erste: Handle nicht ohne Ursache, nicht ohne Zweck! Zum anderen: Suche nichts anderes als den allgemeinen Nutzen zu erreichen!

Auf deiner Stirn muß es geschrieben stehen: so ist´s; aus den Augen muß es hervorleuchten, wie des Liebenden Blick die Liebe gleich verrät. Geheuchelte Aufrichtigkeit ist wie ein Dolch. Nichts häßlicher als Wolfsfreundschaft. Meide sie allermeist! Der Gutgesinnte, Aufrichtige und Wohlwollende zeigt sich unverkennbar schon in seinen Augen.

Ein Ausspruch des Antisthenes: "Königlich ist´s, wohlzutun und Schmähungen ruhig über sich ergehen zu lassen." Schändlich ist´s, wenn die Seele nur Macht hat über unsere Mienen, nicht über sich selbst, wenn sie nur jene, nicht aber sich selber umzugestalten vermag. Wie kann dich denn bald dies, bald jenes ärgern, das dich doch nichts angeht?

Denn sowie dir dies klar geworden wirst du Mitleid fühlen mit ihm und dich weder wundern noch erzürnen. Entweder nämlich findest du, daß du über das Gute gar keine wesentlich andere Ansicht hast als er; und dann mußt du ihm verzeihen. Oder du siehst den Unterschied; dann aber ist´s ja nicht so schwer, freundlich zu bleiben dem, der sich geirrt hat.