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Anfänglich trug er sich mit dem Gedanken, auch in dieser Sache Lux um einen wirksamen Zauber anzugehen, mußte aber bald bemerken, daß Hermenegilde über seine lieblose Gesinnung in große Erbitterung und Aufregung geriet, die er nur durch völlige Unterwürfigkeit und heuchlerische Zärtlichkeitsvorspiegelungen beschwichtigen konnte.

Gab es ein Herz, das noch mehr als das seine durch den Einblick in ein auserwähltes Gemüt war entflammt worden, so war es das der Stiftsdame Hermenegilde, deren Gefühl plötzlich einen neuen Umschwung, von der Mutterliebe zur Gottesminne, nahm.

In der allerbedenklichsten Weise zehrten an Wonnebalds Besitz seine Freundin Hermenegilde und sein Sekretär und Schützling Lando, der Neffe des Erzbischofs, den dieser unter dem Vorwande, er müsse wegen einer unpassenden Leidenschaft von Hause entfernt werden und die väterliche Obhut eines Geistlichen genießen, dem Bischof zur Seite gestellt hatte, um ihn zu beaufsichtigen.

Besonders unwiderstehlich hatte das scharfe und erhabene Auftreten des Bischofs, sein finsteres Gesicht mit den unbeteiligten Augen, der frommen, regelmäßigen Nase und dem molligen Kinn auf mehrere Damen gewirkt, von denen Hermenegilde von Lampe, die Vorsteherin eines Stiftes für adelige Damen, die hervorragendste und feurigste war.

Ihn recht in Weibersachen zu verwickeln, wollte Wonnebald überhaupt nicht glücken, obwohl Hermenegilde als reife und stürmische Liebesgöttin ihn an mancher lauschigen Grotte und bekränzten Laube des Stiftsgartens vorübertrieb; weder die adligen Damen noch ihre Zofen schienen ihn fesseln zu können und waren auch ihrerseits durch das barsche Regiment der Vorsteherin zu eingeschüchtert, um ihren Gefühlen freie Entfaltung zu vergönnen.

Daß Lux und ihr Kind in solcher Weise vernachlässigt wurden, hing folgendermaßen zusammen: der Bischof hatte Befehl gegeben, daß niemand sich in die Bewachung und Bedienung der Gefangenen einmische, die er sich selbst vorbehalten habe, aber es fügte sich, daß er sich länger, als er gemeint hatte, bei der Hermenegilde, der er eben an diesem Tage einen Besuch abstattete, verweilen mußte.

Das lenzliche Prangen der Natur schien auch die Liebe saftiger und würziger zu machen, so daß Wonnebald sich schon über die unterbrochene Goldmacherei getröstet fühlte; aber der widerliche Nachgeschmack, der sich sooft aus den Wollüsten des Lebens entwickelt, blieb nicht aus, indem Hermenegilde plötzlich Muttergefühle an sich wahrnahm und das Paar sich mit dem Gedanken an Kindersegen vertraut machen mußte.

Nach Überwindung des ersten Schreckens empfand Hermenegilde hierüber mehr Freude als Kummer, die täglich zunahm, Wonnebald hingegen schlug das Glück, Vater zu werden, gering an und hätte den unwillkommenen Sprößling gern schon im Mutterleibe umgebracht, in der Meinung, daß es je später desto schwieriger und gefährlicher sein würde.

Der Bischof hatte keinen Grund, sich der Leidenschaft, die er eingeflößt hatte, zu entziehen, und verschloß sich den Vorzügen der Hermenegilde, die zwar nicht jung und hold, aber desto saftiger und üppiger war, nicht; doch verdrängten die Freuden dieses Umgangs Frau Lux nicht aus seinem Herzen, nach deren Besitz er im Gegenteil sich um so mehr sehnte, je mehr ihm täglich fühlbar wurde, welche Wonnen die Liebe zu verleihen imstande ist.

Nachdem ich für die Seele des Diebes gebetet hatte, nahm ich, um nicht noch ein irrendes Schaf in Versuchung zu führen, sämtliche übriggebliebene Edelsteine und händigte sie der Stiftsdame Hermenegilde ein, damit sie aus dem Erlös die Nackten kleide und die Hungernden speise, ihr, die mich heute mit falscher Zunge zu durchbohren sucht.