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Habt ihr euch je ein Nest mit Kinder-Augen betrachtet? So vergrößert es euch und setzt zwei glückliche Menschen Statt der Vögel hinein und einen lieblichen Knaben Statt des piepsenden Jungen, das Atzen und Glustern und Blustern Bleibt dasselbe. Wie wird zuerst darüber gestritten, Wem er gleicht! Ein jeder entdeckt die Züge des andern, Weil er sie lieber sieht, als seine eignen, doch täglich Ist das kleine Gesicht verändert und völlig unmöglich Scheint es, Frieden zu schließen. Es sind am Ende die Eltern, Seine, oder die ihren, die auferstehen im Enkel, Weil sie, Christian sagt's, vergaßen, sich malen zu lassen. Welch ein Ereignis ist das erste wirkliche Lächeln, Das die Mutter auf sich bezieht und jubelnd berichtet, Daß er sie nun schon kenne, und, wenn sie gehe, vermisse! Dann die zappelnden Arme, die ihren Nacken umklammern, Wenn sie sich niederbückt, so wie die beseelteren Blicke Und der erwiderte Kuß! Zuletzt die stampfenden Beine, Welche die Erde suchen und dennoch scheuen, das Lallen Mit gebundener Zunge und ungeduldigen Lippen, Und der vernehmliche Laut! Wie oft muß Christian kommen, Um ihn schlummern zu sehn! Wie gern verläßt er die Tenne, Wo er drischt, und verdoppelt nachher die gewichtigen Schläge Des geschwungenen Flegels, um das Versäumte bis Abend Wieder einzubringen! Und ist nicht der Knabe in Wahrheit Größer und klüger, als andre? Das Tannenbäumchen, zu Weihnacht Angezündet, ist zwar noch überflüssig gewesen, Aber erfreut er sich nicht des lustigen Hahnes zu Lichtmeß, Welcher zuweilen die Stube besucht, des geschüttelten Kammes Und des plötzlichen Krähens? Der Hahn macht eben Visite, Und das Knäblein kreischt und klatscht vergnügt in die Hände, Als der römische Brief, der seine Entwöhnung gebietet, Eintrifft. Christian liest und spricht: Jetzt gibt ihm zu trinken, Daß er ruhe und schlafe, wir haben zusammen zu sprechen. Doch sie erbleicht und ruft: Die Ostern sind vor der Türe, Und ich weiß, was es ist! Es fährt mir nur so in die Glieder, Daß ich ihm nicht die Brust zu reichen wagte, und wenn er Hungriger wäre, wie je. Er muß sich heute behelfen! Christian aber versetzt: So seid ihr auf immer geschieden, Denn die Stunde ist da. Zu morgen bring' ich dir Wermut, Daß er von selbst verzichtet, er geht ja bald auf die Reise, Und da muß er die Kuh vorher als Amme gewohnt sein. Magdalena schweigt, doch wohl bemerkt es der Gatte, Daß sie weint in der Nacht und auf die leiseste Regung In der Frühe das Kind noch einmal stillt. Es erbarmt ihn, Daß sie es heimlich tut, als wäre es schon ein Verbrechen, Und ihn selber mit Angst betrachtet, ob er auch schlafe, Und er hütet sich wohl, durch irgend eine Bewegung Sie zu stören, er läßt sogar von ihr sich erwecken, Um die letzte Besorgnis in ihr zu ersticken, obgleich er Zittert, wenn er sich fragt: wie wird's nur weiter ergehen? Aber es scheint, als hätte sie ihre Muttergefühle Jetzt für immer bezwungen, denn leichter, als er sich's dachte, Reicht sie am folgenden Tage dem sträubenden Knaben die fremde Nahrung, die er nur selbst beharrlich sich weigert zu nehmen, Und ist, wenn auch nicht froh, doch still und in sich beruhigt. So verstreicht die Woche, er will sich durchaus nicht gewöhnen, Doch er fällt nicht vom Fleisch, zu Christians höchster Verwundrung, Der ihn nicht essen sieht und dennoch gedeihen und wachsen, Und sie selber enthält sich edel jeglicher Klage. Sonntags morgens läßt die Mutter ihn tanzen und springen, Während der Vater pfeift, da löst sich zu beider Entzücken Hell das erste Mama von seinen stammelnden Lippen. Christian will ihn küssen, doch eh' er sich seiner bemächtigt, Reißt sie selbst ihn empor und preßt ihn gegen den Busen, Daß er erschrickt und weint, und ruft: Ich lasse dich nimmer! Weg mit