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Er zerstörte dieses Kind in seinen Gedanken, dann erst konnte es in Esthers Gedanken zerstört werden, und am Ende in Wirklichkeit. Edgar ging schnell, er lief, Esther begriff ihn noch nicht, sie eilte ihm nach, er rannte dahin, sprang über Wurzeln, die hoch bogenförmig sich spannten über kaum sichtbare Saumpfade.

Schließlich riet er Edgar, entweder augenblicklich, wenn auch mit Verlust loszuschlagen, oder zu warten, er selbst scheide aus, Edgar fühlte erst beim letzten Wort am Telephon, daß er einen Freund verloren hatte. Nun lebte er, ganz wieder, wie in der Zeit vor Esther, in seine Arbeit hineingezwungen in seinem Laboratorium.

Edgar konnte nicht jeden Tag mit der ungeliebten Geliebten zusammensein, aber auch Einsamkeit ertrug er nicht, sie machte ihn irr, wahnsinnig, jagte ihn in ewige Flucht durch die ewige Verfolgung des eigenen Ich, in Furcht vor dem Wahnsinn fieberte er, wie in der Zeit vor Esther. Er konnte nicht ohne Bücher, Zeitungen leben.

Zum erstenmal ergriff Edgar Schmerz um die Geliebte, er wußte, über diesen Tag konnten sie weiterleben, aber nicht mehr so wie jetzt, eine Esther war auf ewig verloren, wenn auch eine Esther wiederkam. Am nächsten Tage hatte er nur Angst. Angst vor dem notwendigen »Eingriff«, Angst, daß Esther im letzten Augenblick Angst vor dem Eingriff bekäme und »es« zu retten versuchte.

Aber Edgar und Esther, gemeinsam rasend in hingewölbtem Schwung, weiter Wiesen erstes Grün, unter den Füßen sinkender Hang, rollend in Geröll, fliehender Mond unter spiraligen Wolken, blasender Wind über der nächtlichen Waldblöße, der kalt versteinerten Ebene, von einem einzigen Trieb getrieben, schleuderten sie hin auf den Boden: Brust an Brust, Fleisch an Fleisch: in einer verzweifelten Umarmung umarmten sie ihre ganze Liebe noch einmal.

In der Mitte des Sommers traf Edgar Esther. »Du bist immer noch hier? Konntest nicht fort. Ich bin unschuldig. Anschütz hatte Verdacht, es durfte kein größerer Betrag auf geheimnisvolle Art ausgegeben werden, du verstehst.« »Aber du hast doch den Scheck schon vorher gesperrt.« »War es nicht gut für mich? Ich kannte dich.« »Willst du mich jetzt gehen lassen?« »Hast du keine Zeit für mich?

Aber war es noch Esther? Nur eine Woche oder zwei hatte er sie gemieden, nun erkannte er sie kaum mehr wieder. Ganz grau wurde die alte Geliebte neben ihm. Jetzt war sie nichts als die Vernunft, der tägliche Tag, die kleine Entzauberung, die Wirklichkeit. Ihre Haare waren noch lastend und blond, aber Esther selbst, in ihrem innersten Wesen schien ihm furchtbar ergraut.

Dieses Geld erhältst du, wenn du mir meinen Willen tust und dann verschwindest, das wird auch deine Absicht sein, denn zu sagen haben wir uns sonst heute nichts. Nimm mich, aber nimm mich nicht als die Esther, die du gehabt hast. Jetzt will ich nur eins: fruchtbar sein.

Er ergriff die im Zimmer lüstern Umhertaumelnde an den Fußknöcheln, stürzte sie von untenher krachend auf den Erdboden. »Hast du kein Erbarmen, was bin ich dir?« »Liebling« flötete Esther. »Noch bin ich nicht wehrlos.

Mußte er einmal eine Stunde allein sein, dann las er, rechnete, schrieb, blieb lange über die Arbeitszeit in dem ganz verlassenen Laboratorium, zündete die Gashähne der Bunsenbrenner an, stellte sie wieder klein, nutzloses Werk, Werk des nutzlosen, endlich warf er sich auf ein Sofa, zog den Rock über das Gesicht, tat sich Gewalt an, langsam zu atmen, irgendwie sich zu schützen vor der großen Angst, dem idiotischen Verhängnis, das an unrechter Stelle »Feuer gefangen hatte«. Gebrochen, zermalmt kam er abends zu Esther, die in seiner Wohnung auf ihn gewartet hatte.