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»Elsing,« – die Stimme des Mannes zitterte leicht. Er hatte sich auf den Bettrand gesetzt und ließ ein paar Strähnen ihrer langen, blonden Haare durch seine Finger gleiten. »Elsing,« beteuerte er dann, »für mich bist du noch so schön, wie in der ersten Stunde – sieh doch bloß deine langen, weichen Flechten – und der kleine Mund und die lieben, blauen Augen – alles so hübsch, mein armes Kind.«
»Mein Elsing – sie wird nun bald ganz gesund sein – und dann werden wir mit Gottes Hilfe wieder glücklich – ach so glücklich, wie damals, eh’ die schwere Zeit begann.« Er seufzte. »Wenn sie doch erst da wär.« Immer mehr rückte der Winter vor. Es ging stark auf Weihnachten. Wilms merkte, daß seine Leute kleine Geschenke für ihre Familien einkauften. Das bewegte ihm das Herz.
Kraftlos lag sie in seinen Armen, Wilms mußte sie aufheben. »Ja, ja, das glaub’ ich,« murmelte er durch das eine Wort verwandelt und bezwungen – »du arme Dirn – komm, Elsing.« Er trug sie zum Sofa und bettete sie sanft hinauf. Wie er sich aber zu ihr niederbeugte, warf sie die Arme um seinen Hals und hob ihre Lippen stürmisch zu den seinen. »Nicht wahr, du bist wieder gut?« lächelte sie.
»Bewahre, Elsing,« widerlegte Wilms, »wir haben ja gestern erst mit Hedwig hier gesessen, sogar bis spät in die Nacht hinein.« »So?« entgegnete Else gedehnt. Eine leichte Wolke zog über ihre Stirn, die Falten um ihren Mund prägten sich etwas schärfer aus, es war nur eine ganz leise Andeutung von Verstimmung und ebenso schnell wieder entschwunden, wie sie entstanden war.
Angsterfüllt trat er näher: »Du sollst dich doch nicht aufregen, Elsing,« bat er atemlos. »Hörst du, mein Kind, nicht deswegen.« Allein Elses Geduld war erschöpft. Ein Tränenstrom brach hervor, sie schleuderte die Schere auf den Fußboden, daß sie klirrte, und war ganz fassungslos.
Immerfort was. Der Herr Pastor sagt auch, daß du dich zuviel mit ihm abgibst.« »Still, Elsing, ich hab’ schon manch gutes Stück Geld an dem Mann verdient.« »Ach wo – die betrügen ja alle. Du verstehst bloß die Wirtschaft nicht.« – Das war ein böses Wort. Wilms zuckte zusammen und griff nach seiner Brust. Draußen winkte Herr Rosenblüt immer energischer.
»Elsing,« erklärte sie mit ihrer freundlichen, aber doch so stolzen Bestimmtheit, als wenn ein Widerspruch von vornherein ausgeschlossen wäre, und legte ihr leicht die Hand auf den Arm: »Dein Mann hat für uns gar keine Zeit weiter, du mußt ihn schon gehen lassen. Es steht zu viel Geldverlust auf dem Spiel, wenn er in diesen Monaten aufgehalten wird.«
»Adieu Wilms,« sagte sie etwas gezwungen, und nachdem sie sich noch die Hände gereicht hatten, bat sie ihren Gatten: »Schick’ mir doch Christian einmal herein. Er soll eine Einladung zu Pastors tragen.« Wilms stand bereits an der Tür. Er wurde verlegen. »Wen soll ich – –?« fragte er zögernd. »Nun den alten Christian.« »Ach so den – – ja – den – Elsing – den hab’ ich entlassen.«
»Elsing – unsere Wirtschaft leidet darunter – ich muß –« »Ja, ja – die Wirtschaft – immer die Wirtschaft,« stieß die Kranke hervor und fiel erschöpft in ihre Kissen zurück, »und ich liege hier in meinem Elend – zwei Jahre – zwei ganze Jahre schon, und keiner hilft mir, keiner, zur Last falle ich jedem – auch dir –« »Elsing, ich –«
Der Geistliche schüttelte besorgt das Haupt, aber er schickte doch nach dem Mädchen hinauf, um sich dann selbst mit herzlichen Worten zu verabschieden. Wilms trat leise in das Wohnzimmer, jedoch sein Weib beachtete ihn gar nicht und erst, als er ihr scheu »Guten Morgen, Elsing« bot, lächelte sie sanft und sah vor sich nieder.