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Bei der Elsbeth bekam er weit Besseres, dagegen auch weit weniger Essen als vorher und von besondern Leckerbissen oder Geschenken war keine Rede. In einem Wirthshause liegen einem Hungernden Versuche des Naschens und Stehlens sehr nahe, namentlich wenn er von Zeit zu Zeit erleben muß, daß alle Hausbewohner Bescheerungen erhalten und er allein leer ausgeht.

"Hannes, beim Vogt liegen nur noch drei große Thaler, welche Dir gehören. Was soll jetzt geschehen? fragt die Elsbeth nach einem halben Jahr. "Zunächst müssen die drei Thaler fort, damit ich weiß, daß ich Nichts mehr habe!" "Ho, Närrle, wirst doch der Emmerenz nichts schenken wollen?" "Nein! ... Schreibt hinauf!" sagt der Zuckerhannes bestimmt und fest nach längerem Besinnen.

Hannesle stand als ein recht verwahrloster Bube am Grabe der Mutter und aus ihm sollte und konnte nach der Meinung des Vicars die durch ihr Christenthum berühmte dicke Sonnenwirthin, die Elsbeth, einen ächten Christen und rechten Mustermenschen heranbilden.

Sitzt denn in dieser Winkelschenke nicht eine gute alte Bekannte, nämlich die Elsbeth? Hat sie sich nicht vor vier Jahren aus der prächtigen Sonne hieher zurückgezogen mit dem Reste ihrer Habe? Und sitzt nicht neben ihr ein guter Bursche, welcher bereits seit fünf Wochen mit ihr für die Sünden der Welt trinkt und sich mit dem baldigen Untergange derselben tröstet?

Die Elsbeth wußte stets woran sie war, fand es allgemach räthlich, andere Saiten aufzuziehen und dem Pflegsohn in der verschollenen Tonart seiner Jugend aufzuspielen.

Die Herrlichkeit dauerte jedoch gar kurze Zeit und dies aus dem einfachen Grunde, weil der Hannesle ein ungezogenes, verwahrlostes Büblein, die Elsbeth wohl eine eitle Betschwester, doch keine ächte Christin und am allerwenigsten eine Erzieherin war.

Aller Muth und alle Lust und Liebe Etwas zu unternehmen, schien ihm vergangen, er faßte den Vorsatz, sich mit Essen und Trinken für alles Andere zu entschädigen und sein Gutmachgeld sammt dem Reste der Erbschaft durchzubringen. Diesem Vorsatze blieb er getreu und die Elsbeth hütete sich sammt dem Vogte, eine ernsthafte Einwendung dagegen zu manchen.

Beider Vortheile ging der Hannesle durch die Elsbeth verlustig.

Es schien, als ob mit dem Vicar der Schutzgeist des Buben Abschied genommen habe, denn war die Elsbeth bisher unmenschlich gewesen, so wurde sie jetzt oft mehr als unmenschlich und hatte beim Hannesle bisher nicht Alles seine Richtigkeit, so verfiel er jetzt rasch aus einer Untugend in die andere, setzte dem Hochmuthe Trotz, dem Zorn Heimtücke, dem Geize Diebstahl, dem Neide Schadenfreude, der Lieblosigkeit tiefen Haß entgegen und je musterhafter und frommer sein Benehmen auf den ersten Anblick zu sein schien, desto hohler und fauler sah es inwendig in ihm aus.

"Das Gebet eines Spitzbuben hat keine Kraft; mit einem Bankert konnte ich zur Nothdurft aus christlicher Barmherzigkeit zur Kirche gehen, dagegen soll ein Galgenvogel niemals neben mir wandeln!" sagte die rauhe, mannhafte Elsbeth und dabei blieb es, denn ein Wortbruch in schlimmen Dingen war bei ihr eine Seltenheit.