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»Gu’n Nacht, Vadder Bittenbergergrüßte der alte Binder, als Bittenberger an der Portierloge vorbeikam. Auch der alte Binder hatte schon lange ungeduldig darauf gewartet, daß »die oben in der Expedition« endlich fertig würden, aber er ließ den kranken Kollegen nichts von seiner Ungeduld merken. »Gu’n Nacht, Vadder Bittenberger! Alleweil fleißig! Alleweil morjens der ehrschte, awends der letzte

Bittenberger, der an Schreibkrampf litt, und dessen Hände beständig zitterten, war seit Jahren pensionsberechtigt. Aber die Pension betrug nur drei Vierteile des Gehalts, und Bittenberger, der eine zahlreiche Familie und einen mißratenen ältesten Sohn hatte, konnte und wollte nicht auf das vierte Viertel seines Gehalts verzichten. Was sollte die Direktion tun? Einem so greisen Beamten kündigen?

Ein erschütterndes Bild des Jammers war der alte Mann, wenn er des Abends als letzter, auf seinen Stock gestützt, die Treppe hinunter gewankt kam, und im ganzen Hause sagte man sich: »So geht’s nicht mehr weiter mit dem Bittenberger! Wir sind doch kein Altersversorgungsheim! Er muß sich einfach pensionieren lassen! Mit solchen Leuten kann man nicht zusammen arbeiten

Und da sich ein wichtiges Schreiben nach Norddeutschland darunter befand, so mußte halt ein Kassenbote nachts nach zehn Uhr diesen Brief persönlich in den Berliner Schnellzug werfen. Der betreffende Kassenbote hatte darob den schuldlosen Bittenberger mit einer Flut von Vorwürfen und massivsten Grobheiten übergossen, die der greise, kranke Mann zitternd und wehrlos über sich ergehen ließ.

Es hatte wieder Verschiedenes nicht gestimmt, und Bittenberger wankte, auf seinen Spazierstock gestützt, bekümmert und hoffnungslos die Treppe hinunter, in der Gewißheit, daß ihn zu Hause noch weit härterer Kummer erwartete. Für die letzten Briefe war es richtig wieder zu spät zur Postablieferung geworden.

Bittenberger lächelte müde. Ja, der alte Binder war eine gute, ehrliche Haut, der sagte ihm gerne was Liebesaber was nützte das? »Wie geht’s dann alleweil, Vadder Bittenberger? Was macht des verflixte Asthma?« »Schlecht geht’s, Binder! Schlecht! Ich werd’ wohl nicht mehr lang mitmachen.« »Gell, mache Se kaan Stußprotestierte Binder, scheinbar tief entrüstet.

Der zittrige Bittenberger glich nun vollends einer Ruine, nachdem sein ältester Sohn in einem der ersten Gefechte gefallen war. Aufsehen erregte ein fremder blonder Mann in tadellosem Gehrock. Er war der Vater des Kindes, für das Benno sein Leben dahingegeben hatte.

Was seinen Sohn anging, so beseelte ihn ein unerschütterlicher Optimismus: »Mei’ Sohn kimmt widder, da haww ich gar kaa Angst net! Es is ja aach der Vadder widderkomme! Des Heule unn Zähneklappern iwwerlasse merr de Weiwer! Dene dhut’s wohl, wann se als e bissi flenne könneUm so pessimistischer sah der kranke Bittenberger, der Aufsichtsführer der Expedition, in die Zukunft.

Die Briefe werden uns nicht mehr am Schalter abgenommen, wenn wir nach dreiviertel Acht kommen! Wir können uns nicht die Lunge aus dem Hals laufenWaren die Briefumschläge geschlossen, so wanderten sie in die Hände des aufsichtführenden, greisen Herrn Bittenberger, der sie frankierte. Dieser Posten galt halb und halb als Gnadenbrot.