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Adolf weiter. Aber als nach einer Viertelstunde Bindegerst noch immer nicht erschien, stand er auf. »Ich wer' en holeEr tastete die Treppe hinunter, auf der aus Sparsamkeit kein Licht brannte. Das Geräusch des Holzsägens drang an sein Ohr. Er schmunzelte. Was mochte der Alte zu so später Stunde noch für ein Kunstwerk zusammenzimmern?

»Des ganze menschliche Lewe is e Gemeinheitphilosophierte Vater Bindegerst, der ins Denken zu kommen schien, denn er redete viel Unsinn. Und er fing an zu politisieren und auseinanderzusetzen, wie ungerecht es auf der Welt im allgemeinen, und in Offenbach im besonderen zuginge.

Vater Bindegerst war mit dem Einsetzen der Glasaugen fertig, er gab jetzt seinem Meisterwerk den letzten Glanz, indem er den Affenkopf mit Sandpapier abrieb. Er ließ sich Zeit dazu, und als er die Arbeit für vollendet hielt, hob er stolz den Spazierstock seinem Schwiegersohn unter die Nase und frug selbstbewußt: »No, for was for e Viech hältstde des

Sie schlug die Hände vors Gesicht und heulte. In langgezogenen, kreischenden Tönen. Schuldbewußt stand Adolf neben ihr. Ja, sie hatte recht, er hatte seinen Sohn um das Geld gebracht. Aber damals, als er sich von Bindegerst beschwatzen ließ, #hatte# er ja noch gar keinen Sohn! Freilich, er hätte dennoch an die Möglichkeit denken sollen ...

Er war ja so bescheiden in seinen Ansprüchen, die Gabe des Widerspruchs war ihm versagt, und wenn der letzte Teil der Treppe sogar #völlig# gefehlt hätte, und Herr Bindegerst hätte gesagt: »Se misse, um in Ihr Zimmerche zu komme, jedesmal en Rieseaufschwung mache!«, er hätte auch in diesem Falle nicht die Energie gefunden, nein zu sagen.

Und nun war die Seelennot da, aber die Natur spendete keinen Trost, das Guthaben war erschöpft, und er fühlte, nie wieder würde ihm diese Sparkasse Erquickung auszahlen. Ja, Bindegerst hatte recht: das Leben ist eine Gemeinheit. Eine so unbarmherzige Gemeinheit, daß die guten Kerle, wie Adolf Borges, niemals mit ihm zurecht kommen können.

Katharina hatte ihm das Bier eingeschenkt, in den schönsten Krug des kleinen Haushalts. Es war ein recht schmucker Krug, die selige Frau Bindegerst hatte ihn vor vielen Jahren ihrem Eheherrn geschenkt, erstens weil er Geburtstag gehabt hatte, und zweitens weil gerade in dem Porzellangeschäft Ausverkauf gewesen war.

Der liebe Gott und der Teufel sind scharfe Konkurrenten, und hat der liebe Gott den Adam nach seinem Ebenbilde geschaffen, so ließ es sich der Teufel nicht nehmen, manche Eva nach dem seinigen zu bilden. Bindegerst nutzte die Abwesenheit seiner Tochter nach Kräften aus.

Nur der alte Bindegerst bemerkte einmal zwischen zwei Schlucken Kaffee: »Im Odewald soll's frieher Hexe gewwe hawweDa warf ihm Katharina einen bitterbösen Blick zu. Erst kaute sie den Bissen fertig, den sie im Mund hatte, dann erwiderte sie: »Unn in Offebach, da gibbts sogar heut noch Rindviecher

Nur konnte man bei seinem Lied, wie bei dem Affenkopf des Spazierstocks, nicht recht unterscheiden, was es eigentlich vorstellen sollte! Dafür aber sang er stets fortissimo. Denn was ein richtiger Musiker ist, der ist nicht zimperlich. Vor allem aber konnte sich der unbeaufsichtigte Herr Papa jetzt einmal gründlich seiner heimlichen Geliebten widmen. Ja, Vater Bindegerst hatte eine stille Liebe.